Öffentliche Führungen im Juni 2024

Auch im Juni kann ich nur wenige öffentliche Führungen übernehmen. Beide Termin sind im Kalender zu finden.

Eine Besonderheit ist die englische Führung durch die Sonderausstellung „Sie dir die Menschen an!“ im Museum Gunzenhauser am 02.06.2024 16:00 Uhr!

Öffentliche Führungen im Mai 2024

überdachung stadion gellertstraße

Der Kalender wurde aktualisiert. Da derzeit im Hauptberuf Prüfungszeit ist, kann ich nur wenige öffentliche Führungen übernehmen. Eine Besonderheit im Mai  sind die zwei englischen Führungen im Rahmen der Museumsnacht 2024 (19:00 Uhr im Wasserschloß Klaffenbach und 20:30 Uhr im Museum Gunzenhauser.) Das alle weiteren Informationen zur Museumsnacht 2024 finden sich hier.

Die öffentlichen Termine der Stadionführungen (inkl. der Taschenlampentouren im Winter) sind bereits bis Dezember 2024 terminiert und sind im Kalender zu finden. (Alle Stadiontermine finden sich außerdem auch hier).

Eine weitere Besonderheit ist die historische Stadionführung am 13.05.2024!

Eighteen hundred and froze to death – Zwei Bücher – Ein Vulkan

timo-feldhaus-mary-shelley-zimmer

Kurz vorweg: Ich werde im März mit Ausnahme der Messeführung am Freitag den 08.03.2024 urlaubsbedingt keine öffentlichen Führungen übernehmen.

Da auch der Beginn des Jahres äußerst arbeitsreich war, blieb wenig Zeit zu zum lesen.  Das kalte und regnerische Wetter eignet sich allerdings zu einer kurzen Vorstellung zweier Bücher: „Das Zimmer von Mary Shelley“ von Timo Feldhaus sowie „Tambora und das Jahr ohne Sommer“ von Wolfgang Behringer.

Als der Tambora im April 1815 ausbrach blieb dies in Europa, anders als beim berühmte Ausbruch des Krakatau 1883, vorerst unbemerkt. Die Folgen für den darauffolgenden „Sommer“ 1816 waren dafür umso verheerender. So verheerend, das das Jahr 1816 als „Jahr ohne Sommer“ oder als Achtzehnhundertunderfroren bzw. Eighteen hundred and froze to death in die Geschichte einging.

Behringer beschreibt in seinem Buch ausführlich die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Folgen für Europa und die Welt. Insbesondere Südwestdeutschland und die Schweiz waren von den Hungernöten betroffen. Hier entstanden als direkte Folgen erste Initiativen einer „Katastrophenhilfe“.  In den USA zogen viele Farmer auf Grund der Hungersnöte gen Westen.  Auch in Chemnitz waren die Folgen übrigens zu spüren. Der erste Großindustrielle aus Chemnitz, Christian Gottfried Becker, ging durch seine Wohltätigkeit in die Chemnitzer Geschichte ein: Er kaufte in den Hungerjahren 1816/17 in Polen günstig Getreide und verkaufte es zu moderaten Preisen in Chemnitz. Sein Grabstein ist heute noch im Park der OdF zu sehen. Vom Beckerplatz ist allerdings nur noch ein Gebäude übrig.

wolfgang-behringer-tambora-und-das-jahr-ohne-sommerSo schrecklich die Folgen für die Bevölkerung waren, in der Kunst- und Literaturgeschichte hinter lies der Ausbrauch schöne und schaurige Spuren. Zum einen wurden die leuchtenden Himmel in den Bildern von William Turner und Caspar David Friedrich wohl von Staubpartikeln ausgelöst, welche durch den Ausbruch in der Luft waren.  (1883 beim Ausbruch des Krakatau passierte eventuell nochmal etwas ähnliches und hinterließ im „Schrei“ von Edvard Munch vielleicht seine Spuren). Zum anderem wurde eine bunte Reisegruppe bestehend aus Lord Byron, Percy Bysshe Shelley, Mary Shelly, Claire Clairmont und John Polidori gezwungen, einen Großteil ihrer Reise geschützt vor dem nicht enden wollenden Regen in der Villa Diodati am Genfer See zu verbringen. Neben allerhand Gefühlen füreinander aller Beteiligten, entstanden hier zwei Meilensteine der Weltliteratur. „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ von Mary Shelly und „Der Vampyr“ von John Polidori (lange vor dem berühmteren „Dracula“ von Bram Stoker) entstanden als Resultat eines kleinen Grusel-Story-Schreibwettbewerbs der Gruppe.

All dies und noch vieles mehr beschreibt Timo Feldhaus in seinem Buch sehr anschaulich Anhand von kleinen Episoden, welche mitunter in etwa parallel an wechselnden Schauplätzen stattfanden. Diese Form des Erzählens von Geschichte erinnert sehr an die Bücher des Kunsthistoriker Florian Illies  („1916“ „Liebe in Zeiten des Hasses“ sowie das kürzlich erschienene „Zauber der Stille“ über das Werk von Caspar David Friedrich), welchem der Autor im Nachwort auch explizit dankt. Meiner Meinung nach kann es gar nicht genug Bücher geben, in welchen Geschichte so ge- und beschrieben wird.

 

Bruno Preisendörfer – Eine Reise in die Luther/Bach/Goethe oder Bismarckzeit

Leider habe ich die letzten Wochen keine Zeit gefunden, um wenigstens kurz ein Buch vorzustellen. Zeit zum Lesen blieb dennoch und somit will ich hier nur kurz auf 4 Bücher von Bruno Preisendörfer hinweisen, welche allesamt lesenswert sind.

2015 erschien „Als Deutschland noch nicht Deutschland war – Eine Reise in die Goethezeit“.  Der Titel hält was er verspricht. Preisendörfer gibt einen kurzweiligen Einblick in Alltag und Leben der Gesellschaft zur Goethezeit. Gleiches gilt für die 2016 erschienene Reise in die Lutherzeit. 2019 folgte die Reise in die Bachzeit und 2021 die Reise in die Bismarckzeit.

 

David Haskell – Das verborgene Leben des Waldes

Haskell- Das Verborgene Leben des Waldes

Auf der Suche nach interessanten Büchern lohnt sich manchmal ein Blick in Listen von ausgezeichneten Büchern der letzten Jahre. Die Zeitschrift Bild der Wissenschaft kürt seit 1993 Wissensbücher des Jahres in verschiedenen Kategorien. In der Kategorie „Überraschung“ (Verliehen für ein Buch, welches „ein Thema am originellsten anpackt“) wurde 2016 „Das verborgene Leben des Waldes“ des Biologen David Haskell ausgezeichnet.

Für das Buch besucht Haskell ein ganzes Jahr jeden Tag einen kleines Stück Wald in der Nähe des Perimeter Trail in Sewane auf dem Gelände der University of the South in Tennessee. Für Haskell wird es ein Mandala, welches er für meditative Naturbeschreibungen nutzt.  Je nach Jahreszeit beschreibt Haskell Flechten, Moose, Tiere im Mandala und nutzt sie für ausgiebige Überlegungen über Ökologie und Beziehung zwischen Mensch und Wald.

Das Buch steckt für Nicht-Biologen voller überraschender Details und Haskells meditativer Ansatz macht aus der Natur- eine Weltbetrachtung.

Philip Matyszak – Legionär in der römischen Armee

Philip Matyszak - Legionär in der römischen Armee

Der Untertitel von Matyszaks Buch „Der ultimative Karriereführer“ hält definitiv was er verspricht! Humorvoll bekommt man als Leser Informationen darüber, wie man Legionär wird, welche Ausrüstung wie zu benutzen ist (Merke: Jede Beule in meiner Rüstung wird beim Sturz blauen Beulen an mir verursachen!) und welche Legion für mich geeignet wäre.  Auch erfolgt eine Umfassende Einführung in das Lagerleben (Unbedingt meinen Zenturio bestechen um Friedhofswache oder Latrinendienst zu vermeiden!) sowie hilfreiche Hinweise zu den Leuten die mich gerne umbringen möchten (Beispiel Pikten: Nur weil ich sie nicht sehe, heißt das nicht, das sie mich nicht sehen!). Auch die militärische Schlacht- und Rangordnung kommt nicht zu kurz (Beispiel tribunus laticlavius: Stelle dich auf ein Milchgesicht ein, was ständig den Lagerpräfekten fragen wird, was zutun ist). Für einen erfolgreichen Abschluss der Legionärslaufbahn gibt es auch noch eine kompakte Zusammenfassung, was alles auf einem schönen Grabstein, einer Stele oder einem Steinsarg stehen muss.

Eines der unterhaltsamsten Bücher über römische Geschichte die ich gelesen habe!

Peter Frankopan – Licht aus dem Osten

Dass die Geschichte der Welt sich nicht aus der alleinigen Sicht Europas korrekt beschreiben lässt, ist an sich kein neuer Gedanke. Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Büchern, welche sich unter verschiedenen Schwerpunkte mit dem Einfluss des „nahen und fernen Ostens“ auf die europäische Geschichte beschäftigen.

Für  Kunst, Philosophie und Geschichte kann ich hierfür insbesondere „Florenz und Bagdad“ von Hans Belting, „Platon in Bagdad“ von John Freely, „Die Entzauberung Asiens“ von Jürgen Osterhammel (Von dem es in der FAZ auch eine professionelle Rezension über Frankopans Buch gibt) und „Unterwegs nach Xanadu“ von Elmar Schenkel empfehlen.

Peter Frankopan, britischer Byzantist und Professor in Oxford, versucht sich in diesem Buch, welches im Englischen Original den meiner Meinung passenderen Titel „The Silkroads“ trägt, an einer neuen Geschichte der Welt. Sein Blick richtet sich auf die historischen Seidenstraße, räumlich vom heutigem Iran über den Irak bis Afghanistan, Turkmenistan, Kirgistan, Usbekistan bis China. Sehr anschaulich und unterhaltsam beschreibt Frankopan wie groß der Einfluss dieser Regionen auf die Geschichte Europas war und immer noch ist.  Dabei dabei entwickelt er einen stringenten Pfad vom Drang nach Osten Alexanders des Großen bis zu den letzten Unheilvollen westlichen Interventionen im 21. Jahrhundert.  Eine komplett neue Globalgeschichte gelingt so, wie Historiker Osterhammel sicherlich korrekt bemängelt, nicht, allerdings entsteht ein schlüssige neue Geschichte Europas, ab  der ausgetretenen (britischen) Pfade von 1066, Edward III., Rosenkrieg, den Tudors, Queen Victoria oder Textilindustrie.

Insbesondere die letzten Kapitel lassen beim westlichen Leser, so finde ich, ein beklemmendes Gefühl zurück.  Das Ausmaß der westlichen Interventionen in den letzten über einhundert Jahren und die verheerenden Konsequenzen daraus, getrieben von Profitgier und nationalem Egoismus, lassen einen unruhig in die Zukunft schauen.