Owen Barfield – Evolution – Der Weg des Bewusstseins

Der Weg zu diesem Buch war ziemlich kurvig. Im Sommer veranstaltete das Industriemuseum Chemnitz erste Steampunk-Treffen (Hier ein Bericht des MDR). Da ich an diesem Tag einige öffentliche Führungen übernehmen durfte suchte ich im Vorfeld nach Literatur um die Führungen etwas an diesen Anlass anzupassen. Gelandet bin ich unter anderem bei einem Buch des deutschen Anglisten Elmar Schenkel über H.G. Wells.  (H.G. Wells: Der Prophet im Labyrinth – Eine essayistische Erkundung). Schenkel, bis zu seiner Emeritierung 2019 Professor für englische Literatur in Leipzig, hat eine ganze Reihe exzellenter Bücher geschrieben, welche ich später sicherlich noch vorstellen werde. Immer wieder viel mir bei ihm die Erwähnung der „Inklings“ auf, einer literarischer Diskussionskreis an der Universität Oxford deren populärste Mitglieder wohl C.S. Lewis (Die Chroniken von Narnia), J.R.R. Tolkien (Der Herr der Ringe) und eben Owen Barfield waren.

 

Barfield, von C.S. Lewis als „the wisest and best of my unofficial teachers“ betitelt, legt im Buch im wesentlichen folgendes dar: Alle unsere Wahrnehmungen sind Repräsentationen welche unser Bewusstseins schafft. Der Unterschied zwischen einem geträumten Regenbogen und einem „realen“ Regenbogen ist, dass letzteres eine kollektive Repräsentation von uns allen ist. Darunter liegt eine nicht-repräsentierte Ebene; In der Naturwissenschaft die Subatomare Ebene, welche unabhängig von uns existiert. Die erste Konsequenz daraus ist dann natürlich, dass die Welt bevor es Menschen und ihre Repräsentationen gab, anders „aussah“ (oder sich anders anhörte, fühlte, usw). In letzter Konsequenz: Es gab keine Welt in unserem Sinne. Daher macht in Barfields Augen die Beschreibung Vor-Menschlicher Geschichte mit unseren „Augen“ (oder Ohren usw.) keinen Sinn.

Ab der Mitte des Buches beschreibt er, dass das dies nicht immer so war. So sieht er bei „primitiven“ Völkern noch eine ursprüngliche Partizipation am Wahrgenommenen. Die Kommunikation über Repräsentation gibt es bei solchen Völkern noch nicht (Diese nennt der Autor Alpha-Denken). Hier sieht Barfield auch den Grund warum es modernen Menschen nur schwierig möglich ist, über die geistige Welt solcher Völker zu reden oder sie zu beschreiben. Die Hilfskonstruktionen (Vom modernen Menschen als Totemkult, Animismus usw beschrieben) taugen nichts.

Bei aller Sympathie für diese ursprünglichen Partizipation an der eigenen Repräsentationen macht aber Barfield deutlich, dass er nicht zurück möchte. Vielmehr blickt er vorwärts zu eine „Finalen-Partizipation“, zur nächsten Stufe des Bewusstseins. Bei diesem Schritt wird dann deutlich Barfields Bewunderung für die Anthroposophie deutlich.

Das Buch hatte und hat im englisch-sprachigen Raum einen deutlich größeren Einfluss, im deutschsprachigen Raum scheint es dagegen nahezu unbekannt zu sein, was sehr schade ist. Ich würde das Buch jedem empfehlen, der sich für Wissenschaftsphilosophie und Erkenntnistheorie interessiert, sowie neugierig ist wie unser Bewusstsein funktioniert.

Im 3. Band der Schriftenreihe des Arbeitskreises für Vergleichende Mythologie (Tolkiens Zauberbaum) findet sich auch ein Interview mit Owen Barfield!

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